Kabinett Freycinet II

Das zweite Kabinett Freycinet war eine Regierung der Dritten Französischen Republik. Es wurde am 30. Januar 1882 von Premierminister (Président du Conseil) Charles de Freycinet gebildet und löste das Kabinett Gambetta ab. Es blieb bis zum 7. August 1882 im Amt und wurde daraufhin vom Kabinett Duclerc abgelöst.

Charles de Freycinet war von 1879 bis 1880, 1882, 1886 und von 1890 bis 1892 Premierminister Frankreichs

Dem Kabinett gehörten Vertreter der Gauche républicaine (GR), des Centre gauche (CG), der Union républicaine (UR) und der Union démocratique (UD) an.

Kabinett

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Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

AmtNameGruppeBeginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
PremierministerCharles de FreycinetGR30. Januar 18827. August 1882
AußenministerCharles de FreycinetGR30. Januar 18827. August 1882
Siegelbewahrer und Justizminister
sowie Religionsminister
Gustave Amédée Humbert30. Januar 18827. August 1882
InnenministerRené GobletUR30. Januar 18827. August 1882
KriegsministerJean-Baptiste BillotGR30. Januar 18827. August 1882
FinanzministerLéon SayCG30. Januar 18827. August 1882
Minister für öffentlichen Unterricht und schöne KünsteJules FerryGR30. Januar 18827. August 1882
Minister für Marine und KolonienJean Bernard Jauréguiberry30. Januar 18827. August 1882
LandwirtschaftsministerFrançois Césaire de Mahy[1]GR30. Januar 18827. August 1882
Minister für Post und TelegrafieLouis Adolphe CocheryGR30. Januar 18827. August 1882
HandelsministerPierre TirardUR30. Januar 18827. August 1882
Minister für öffentliche ArbeitenHenri VarroyGR30. Januar 18827. August 1882

Unterstaatssekretäre

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Dem Kabinett gehörten folgende Sous-secrétaires d’État an:

AmtNameGruppeBeginn der AmtszeitEnde der Amtszeit
Justiz- und ReligionsministeriumFrançois Varambon[2]UR30. Januar 18827. August 1882
Ministerium für KolonienEdmond Berlet[3]UR30. Januar 18827. August 1882
InnenministeriumJules DevelleUR30. Januar 18827. August 1882
Ministerium für öffentliche ArbeitenArmand Rousseau[4]GR30. Januar 18827. August 1882
Ministerium für öffentlichen Unterricht und KunstJules Duvaux[5]UD2. Februar 18827. August 1882

Historische Einordnung

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Alexandria nach dem britischen Bombardement

Nachdem das Kabinett Gambetta durch die Gauche républicaines (Charles de Freycinet, Jules Ferry) gestürzt worden war, verweigerte seine Union républicaine dem Kabinett Freycinet II seine Unterstützung und dieses hatte damit von Beginn an keine parlamentarische Mehrheit.

Die Bildungsreform Jules Ferrys wurde durch zwei weitere Gesetze fortgeführt. Das Gesetz über den Laizismus verbot den Unterricht in religiöser Moral und das Gesetz vom 16. Juni 1881 über die verpflichtende kostenlose Grundschule wurde durch eine weitere Bestimmung ergänzt, die die Schulpflicht vom sechsten bis zum dreizehnten Lebensjahr festschrieb.[6]

Am 25. April eroberte Henri Rivière die Zitadelle von Hanoi. Am 11. Juli 1882 bombardierte die englische Mediterranean Fleet Alexandria; die zuvor gemeinsam mit den Briten operierende französische Flotte nahm an dieser Aktion nicht teil. Da es auch danach nicht mehr zu gemeinsamen militärischen Aktionen mit den Briten gab, war Frankreich in Ägypten als Kolonialmacht nicht mehr vertreten.

Im Parlament wurde Freycinet von Léon Gambetta und Georges Clemenceau heftig attackiert; die folgende Vertrauensabstimmung verlor Freycinet mit 75 zu 417 Stimmen.[7] Darauf trat er zurück.

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Einzelnachweise

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  1. François, Césaire de Mahy. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 4. August 2023 (französisch).
  2. François, Laurent, Léon Varambon. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 17. September 2023 (französisch).
  3. Edmond Berlet. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 17. September 2023 (französisch).
  4. Paul, Armand Rousseau. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 17. September 2023 (französisch).
  5. Jules, Yves, Antoine Duvaux. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 17. September 2023 (französisch).
  6. Les lois scolaires de Jules Ferry. In: Sénat.fr sprache=fr. Abgerufen am 4. August 2023.
  7. Grévy, Jérôme: La république des opportunistes, 1870-1885. Perrin, Paris 1998, ISBN 978-2-262-01344-8, S. 330.