Nieuport 28

französisches Doppeldecker-Jagdflugzeug des Ersten Weltkrieges

Die Nieuport 28 (N.28C-1) war ein französisches Doppeldecker-Jagdflugzeug, das 1918 während des Ersten Weltkrieges erstmals eingesetzt wurde.

Nieuport 28

Reproduktion einer Nieuport 28 im National Museum of the United States Air Force
TypJagdflugzeug
Entwurfsland

Frankreich Frankreich

HerstellerNieuport
Erstflug14. Juni 1917
IndienststellungMärz 1918
Stückzahl300+
Eine zivil zugelassene Nieuport 28 nach dem Krieg
Quentin Roosevelt in seiner Nieuport
Eddie Rickenbacker vor seiner Nieuport

Konstruktion

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Das Flugzeug wurde von Gustave Delage entworfen und flog erstmals im Juni 1917. Entgegen der Verbindung der Tragflächen mit V-Streben, wie bei der Nieuport 27, wurden jetzt zwei parallel verlaufende Streben verwendet. Als Antrieb wurde ein leistungsstarker Umlaufmotor Gnôme 9N mit 160 PS (119 kW) eingesetzt.

Erster Weltkrieg

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Das Flugzeug sollte in großer Anzahl von französischen und amerikanischen Jagdstaffeln eingesetzt werden. Allerdings stornierte die französische Luftwaffe alle Bestellungen und gab der SPAD S.XIII den Vorzug. So wurden die Maschinen an die American Expeditionary Force, kurz AEF geliefert. Die AEF erhielt insgesamt 287 Maschinen.

Es war das erste Flugzeug, welches von Piloten des AEF im Ersten Weltkrieg im Luftkampf eingesetzt wurde. Beim zweiten Patrouilleneinsatz der AEF am 14. April 1918 wurden zwei gegnerische Maschinen abgeschossen. Die Piloten waren Alan Winslow und Douglas Campbell vom 94th Aero Squadron. Obwohl die Nieuport 28 bereits als veraltet galt und durch die SPAD S.XIII ersetzt werden sollte, konnten amerikanische Piloten viel mehr Luftsiege als Verluste der Maschine melden.

Die Maschine war wendiger als die SPAD, hatte aber oftmals Motorprobleme. Die Bespannung konnte sich im Sturzflug lösen. Trotzdem wurde die Maschine von vielen amerikanischen Piloten, wie beispielsweise Quentin Roosevelt – dem Sohn des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt – und dem Fliegerass Eddie Rickenbacker geflogen.

Leistungsvergleich

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Leistungsvergleich von Jagdeinsitzern im Fronteinsatz zum Ende des Ersten Weltkriegs:

NameStaatErstflugIndienst­stellungMotor­leistungmax. Ge­schwin­digkeitStart­masseBe­waff­nung (MG)Gipfel­höheStück­zahl
Albatros D.IIIDeutsches Reich  Deutsches Reich1916-08-011917-01-15170 PS165 km/h886 kg25.500 m1352
S.E.5aVereinigtes Konigreich 1801  Vereinigtes Königreich1916-11-221917-03-15200 PS222 km/h880 kg25.185 m5205
Sopwith CamelVereinigtes Konigreich 1801  Vereinigtes Königreich1916-12-311917-06-15130 PS185 km/h659 kg25.791 m5490
Sopwith DolphinVereinigtes Konigreich 1801  Vereinigtes Königreich1917-03-231918-02-15200 PS211 km/h890 kg26.100 m2072
Albatros D.VaDeutsches Reich  Deutsches Reich1917-04-151917-07-15185 PS187 km/h937 kg26.250 m2562
Pfalz D.IIIaDeutsches Reich  Deutsches Reich1917-04-151917-08-15180 PS181 km/h834 kg26.000 m750
SPAD S.XIIIDritte Französische Republik  Frankreich1917-04-301917-05-31220 PS222 km/h820 kg26.650 m8472
Nieuport 28Dritte Französische Republik  Frankreich1917-06-141918-03-15160 PS195 km/h740 kg25.200 m300
Fokker Dr.IDeutsches Reich  Deutsches Reich1917-07-051917-09-01130 PS160 km/h585 kg26.500 m420
Sopwith SnipeVereinigtes Konigreich 1801  Vereinigtes Königreich1917-10-311918-08-30230 PS195 km/h955 kg26.100 m497
L.F.G. Roland D.VIaDeutsches Reich  Deutsches Reich1917-11-301918-05-15160 PS190 km/h820 kg25.500 m353
Siemens-Schuckert D.IVDeutsches Reich  Deutsches Reich1917-12-311918-08-15160 PS190 km/h735 kg28.000 m123
Fokker D.VIIDeutsches Reich  Deutsches Reich1918-01-241918-04-15180 PS189 km/h910 kg26.000 m800
Fokker D.VIIFDeutsches Reich  Deutsches Reich1918-01-241918-04-15226 PS205 km/h910 kg27.000 m200
Pfalz D.VIIIDeutsches Reich  Deutsches Reich1918-01-241918-09-15160 PS190 km/h740 kg27.500 m120
Pfalz D.XIIDeutsches Reich  Deutsches Reich1918-03-311918-07-15160 PS180 km/h902 kg25.640 m750
Fokker D.VIIIDeutsches Reich  Deutsches Reich1918-05-311918-07-31110 PS204 km/h605 kg26.300 m289

Nachkriegszeit

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Am Ende des Krieges wurden weitere 600 modifizierte N.28A.1 durch die USAS bestellt. Die Maschinen wiesen kleinere Strukturverbesserungen und neue Marlin-MG auf. Die Flugzeuge wurden hauptsächlich als Schulflugzeuge verwendet. Zwölf Maschinen gingen an die US-Marine, um von Schlachtschiffen zu starten. Nach dem Krieg flogen vier zivile Maschinen im Jahr 1920 während eines Poststreiks in Frankreich zwischen Paris und London.[1] Die letzte Nieuport 28 wurde in den 1930er-Jahren aus der Schweizer Luftwaffe zurückgezogen.

Militärische Nutzer

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Argentinien  Argentinien
Frankreich  Frankreich
Erste Hellenische Republik  Griechenland
Guatemala  Guatemala
1 Exemplar
Schweiz  Schweiz
Vereinigte Staaten 48  Vereinigte Staaten

Technische Daten

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Dreiseitenriss der Nieuport 28
KenngrößeDaten
Besatzung1
Länge6,5 m
Spannweite8,00 m
Höhe2,48 m
Flügelfläche20 m²
Leermasse533 kg
Startmasse740 kg
Antrieb1 × Umlaufmotor Gnome 9N Monosoupape mit 160 PS (118 kW)
Höchstgeschwindigkeit195 km/h
Reichweite400 km
Dienstgipfelhöhe5.200 m
Bewaffnung2 × 7,7-mm-Vickers-MGs

Literatur

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  • E. F. Cheesman (Hrsg.): Fighter Aircraft of the 1914–1918 War. Harleyford Publications, Letchworth 1960, S. 98–99.
  • Peter Cooksley: Nieuport Fighters in Action (Aircraft No. 167). Squadron/Signal Publications, Carrollton 1997, ISBN 0-89747-377-9.
  • James J. Davilla, Arthur M. Soltan: French Aircraft of the First World War. Flying Machines Press, Boulder 1997, ISBN 0-9637110-4-0.
  • Theodore Hamady: The Nieuport 28. America’s First Fighter. Schiffer Publishing, Atglen 2008, ISBN 978-0-7643-2933-3.
  • Jack Hardwick, Ed Schnepf: A Viewer’s Guide to Aviation Movies. The Making of the Great Aviation Films, General Aviation Series, Volume 2, 1989.
  • Terry C. Treadwell: America’s First Air War. The United States Army, Naval and Marine Air Services in the First World War. Airlife Publishing, London 2000, ISBN 1-84037-113-7.
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Commons: Nieuport 28 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. AERO, Heft 121, S. 3386.