Olympische Sommerspiele 2020/Radsport – Straßenrennen (Frauen)

Das Straßenrennen der Frauen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio fand am 25. Juli 2021 statt.

SportartRadsport
DisziplinStraßenrennen (137 km)
GeschlechtFrauen
Teilnehmer67 Athletinnen aus 40 Ländern
WettkampfortMusashinonomori Park (Start)
Fuji Speedway (Ziel)
Wettkampfphase25. Juli 2021
Medaillengewinnerinnen
OsterreichÖsterreich Anna Kiesenhofer (AUT)
NiederlandeNiederlande Annemiek van Vleuten (NED)
ItalienItalien Elisa Longo Borghini (ITA)
20162024
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Das Rennen

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Bei erneut hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit gingen 67 Fahrerinnen aus 40 Ländern an den Start, von denen nur 48 das Ziel erreichen sollten. Schon kurz nach dem Start löste sich eine Gruppe bestehend aus der Österreicherin Anna Kiesenhofer, der Polin Anna Plichta, der Israelin Omer Shapira, der Südafrikanerin Carla Oberholzer und der Namibianerin Vera Looser aus dem Peloton. Das Feld ließ die Ausreißerinnen gewähren und zeigte lange keine Reaktion. Sonstige Einzelattacken – auch von den favorisierten Niederländerinnen – blieben aus. Zwischenzeitlich hatten die fünf Ausreißerinnen über elf Minuten Vorsprung, der sich erst rund 75 Kilometer vor dem Ziel wieder zu verringern begann. Oberholzer und Looser fielen zurück und wurden im weiteren Verlauf vom Feld eingeholt. Etwa 55 Kilometer vor dem Ziel attackierte die Niederländerin Annemiek van Vleuten und machte sich auf die Verfolgung; wurde aber einige Zeit später wieder vom Feld gestellt. 41,2 Kilometer vor dem Ziel ließ Kiesenhofer ihre verbliebenen Begleiterinnen Plichta und Shapira am Kagosaka-Pass stehen und setzte sich alleine ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch über 7 Minuten Vorsprung vor dem Hauptfeld. In der Folge fuhr das Peloton zwar merklich schneller, konnte aber den Rückstand auf die führende Fahrerin bis zur Einfahrt auf den Fuji Speedway nicht egalisieren. Lediglich die zwischenzeitlich noch ausgerissene Französin Juliette Labous und die beiden zurückgefallenen Plichta und Shapira wurden kurz vor- bzw. nach Einfahrt in den Ring vom Hauptfeld eingeholt. Der Vorsprung Kiesenhofers betrug nun immer noch etwas über 3 Minuten. Auf der Schlussrunde des Fuji Speedways war es nach einigen Attacken wieder Annemiek van Vleuten, die sich vor das Hauptfeld setzte. Aus der verbliebenen Gruppe der Verfolgerinnen setzte sich die Italienerin Elisa Longo Borghini ab. Kiesenhofer behielt zuletzt einen Vorsprung von etwa 1:30 Minuten und gewann das erste Gold für Österreich in diesem Wettbewerb. Van Vleuten errang Silber, Borghini Bronze.[1] Lisa Brennauer erreichte im Sprint der Verfolger den insgesamt 6. Platz.[2]

Nach dem Rennen gab es Vermutungen, dass das niederländische Team aufgrund von Kommunikationsproblemen nicht darüber informiert gewesen sei, dass Kiesenhofer allein vorne fuhr. So glaubte van Vleuten beim Erreichen des Ziels zunächst, sie habe das Rennen gewonnen.[3] Tatsächlich ist bei den Olympischen Spielen – anders als bei anderen Profiveranstaltungen – kein Funk zugelassen, sodass die sportlichen Leiter ihre Fahrerinnen nicht informieren konnten.[4] Van Vleuten hat dazu klar gestellt, dass sie wusste, dass eine Fahrerin aus der Spitzengruppe alleine vorne lag. Der Irrtum war, dass sie glaubte, diese Fahrerin wäre Anna Plichta, und als sie knapp vor dem Ziel Plichta überholen konnte, schloss sie, dass sie um Gold sprinten würde.[5]

Streckenverlauf

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Das Rennen wurde vom Musashinonomori Park in Chōfu gestartet. Die Athletinnen mussten 137 Kilometer bis zum Ziel im Fuji Speedway zurücklegen und dabei insgesamt 2692 Höhenmeter absolvieren. Das Rennen verlief durch die überwiegend flachen Außenbezirke von Tokio. Nach 80 Kilometern folgte in Kanagawa ein Anstieg auf der Dōshi-Straße (道志みち Dōshi-michi; Teil der Nationalstraße 413) mit einer Gesamthöhe von 1000 Metern. Durch mehrere kleine Dörfer und dichten Wald führte der Kurs weiter zum Yamanaka-See in Yamanashi. Nach Überquerung des Kagosaka-Passes (籠坂峠 Kagosaka-tōge; Nationalstraße 138) auf der Grenze zu Shizuoka folgte eine 15 Kilometer lange Abfahrt. Danach führte der Streckenverlauf zum Fuji-Speedway-Abschnitt, wo sie eineinhalb Runden zu durchfahren hatten, 17 Kilometer vor dem Ziel musste nochmals eine Runde bis zum Fuji International Speedway absolviert werden.[6]

Titelträger

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OlympiasiegerNiederlande  Anna van der BreggenRio de Janeiro 2016
WeltmeisterImola 2020

Ergebnis

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25. Juli 2021, Start: 13:00 Uhr (6:00 Uhr MESZ)

RangAthletNationZeit
1Anna KiesenhoferOsterreich  Österreich3:52:45 h
2Annemiek van VleutenNiederlande  Niederlande+ 1:15 min
3Elisa Longo BorghiniItalien  Italien+ 1:29 min
4Lotte KopeckyBelgien  Belgien+ 1:39 min
5Marianne VosNiederlande  Niederlande+ 1:46 min
6Lisa BrennauerDeutschland  Deutschland+ 1:46 min
7Coryn RiveraVereinigte Staaten  Vereinigte Staaten+ 1:46 min
8Marta CavalliItalien  Italien+ 1:46 min
9Olga ZabelinskayaUsbekistan  Usbekistan+ 1:46 min
10Cecilie Uttrup LudwigDanemark  Dänemark+ 1:46 min
11Elizabeth DeignanVereinigtes Konigreich  Großbritannien+ 1:46 min
12Margarita Victoria GarcíaSpanien  Spanien+ 1:46 min
13Ashleigh Moolman-PasioSudafrika  Südafrika+ 1:46 min
14Katarzyna NiewiadomaPolen  Polen+ 1:46 min
15Anna van der BreggenNiederlande  Niederlande+ 1:46 min
16Karol-Ann CanuelKanada  Kanada+ 2:20 min
17Alena AmjaljussikBelarus  Belarus+ 2:20 min
18Marta LachPolen  Polen+ 2:28 min
19Eugenia BujakSlowenien  Slowenien+ 2:28 min
20Christine MajerusLuxemburg  Luxemburg+ 2:28 min
21Eri YonamineJapan  Japan+ 2:28 min
22Paula PatiñoKolumbien  Kolumbien+ 2:30 min
23Liane LippertDeutschland  Deutschland+ 2:32 min
24Omer ShapiraIsrael  Israel+ 2:38 min
25Demi VolleringNiederlande  Niederlande+ 2:56 min
26Tiffany CromwellAustralien  Australien+ 2:56 min
27Anna PlichtaPolen  Polen+ 3:13 min
28Ane SantestebanSpanien  Spanien+ 3:19 min
29Leah ThomasVereinigte Staaten  Vereinigte Staaten+ 3:22 min
30Juliette LabousFrankreich  Frankreich+ 3:22 min
31Chloé DygertVereinigte Staaten  Vereinigte Staaten+ 6:06 min
32Alison JacksonKanada  Kanada+ 7:02 min
33Tereza NeumanováTschechien  Tschechien+ 7:02 min
34Arlenis SierraKuba  Kuba+ 7:02 min
35Rasa Leleivytė Litauen  Litauen+ 7:02 min
36Leah KirchmannKanada  Kanada+ 7:02 min
37Katrine AalerudNorwegen  Norwegen+ 7:07 min
38Na Ah-reumKorea Sud  Südkorea+ 8:23 min
39Tamara DronowaOlympia  ROC+ 8:23 min
40Sarah GiganteAustralien  Australien+ 8:23 min
41Hannah LudwigDeutschland  Deutschland+ 8:23 min
42Julie Van de VeldeBelgien  Belgien+ 8:23 min
43Hiromi KanekoJapan  Japan+ 8:23 min
44Marta BastianelliItalien  Italien+ 9:31 min
45Ruth WinderVereinigte Staaten  Vereinigte Staaten+ 9:31 min
46Marlen ReusserSchweiz  Schweiz+ 9:31 min
47Grace BrownAustralien  Australien+ 9:31 min
48Soraya PaladinItalien  Italien+ 15:55 min
Nicht in der Wertung
Emma Norsgaard JørgensenDanemark  DänemarkDNF
Valerie DemeyBelgien  BelgienDNF
Stine BorgliNorwegen  NorwegenDNF
Teniel CampbellTrinidad und Tobago  Trinidad und TobagoDNF
Antri ChristoforouZypern Republik  ZypernDNF
Sun JiajunChina Volksrepublik  ChinaDNF
Agua Marina EspínolaParaguay  ParaguayDNF
Amanda SprattAustralien  AustralienDNF
Trixi WorrackDeutschland  DeutschlandDNF
Anna ShackleyVereinigtes Konigreich  GroßbritannienDNF
Carla OberholzerSudafrika  SüdafrikaDNF
Walerija KononenkoUkraine UkraineDNF
Jutatip ManeephanThailand  ThailandDNF
Vera LooserNamibia  NamibiaDNF
Lizbeth SalazarMexiko  MexikoDNF
Selam AmhaAthiopien  ÄthiopienDNF
Mosana DebesayEritrea  EritreaDNF
María Jose VargasCosta Rica  Costa RicaDNF
Catalina SotoChile  ChileDNF
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Einzelnachweise

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  1. Kiesenhofer wird nach einer 137-km-Flucht Olympiasiegerin. In: radsport-news.com. 25. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.
  2. Österreicherin Anna Kiesenhofer holt sensationell Gold im Straßenrennen - Brennauer geht leer aus. In: eurosport.com. Eurosport, 25. Juli 2021, abgerufen am 26. Juli 2021.
  3. Van Vleuten freut sich über Gold – aber gewinnt nur Silber. In: radsport-news.com. 25. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.
  4. Annemiek van Vleuten: No race radios led to confusion at Tokyo Olympics. In: cyclingnews.com. 25. Juli 2021, abgerufen am 28. Juli 2021 (englisch).
  5. Offizielle Webseite von Annemiek Van Vleuten (Niederländisch)
  6. Road Cycling road detail. In: Tokyo2020. IOC, abgerufen am 11. Februar 2019 (englisch).