Bei der 4. Vierschanzentournee 1955/56 fand das Springen in Oberstdorf am 31. Dezember statt, am 1. Januar folgte das Springen in Garmisch-Partenkirchen und am 6. Januar das Springen in Innsbruck. Die Veranstaltung, die für Bischofshofen geplant war, wurde aufgrund des Schneemangels nach Hallein auf die Zinkenschanze verlegt und am 8. Januar durchgeführt. Erstmals nahmen Springer aus der DDR, Kanada, der Sowjetunion und der ČSSR teil, dafür fehlten die schwedischen Athleten. Dabei stellte die Sowjetunion mit Nikolai Kamenski gleich den Tourneesieger. Für die west- und ostdeutschen Springer waren die ersten 3 Springen, zusammen mit einem vorhergehenden Springen im thüringischen Oberhof, Qualifikationsspringen für die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Cortina d’Ampezzo.

4. Vierschanzentournee
Sieger
TourneesiegerSowjetunion 1955 Nikolai Kamenski
Garmisch-PartenkirchenFinnland Eino Kirjonen
OberstdorfFinnland Hemmo Silvennoinen
InnsbruckSowjetunion 1955 Koba Zakadse
HalleinSowjetunion 1955 Juri Skworzow
Teilnehmer
Nationen10 (AUT, CAN, FIN, FRG, GDR,
JUG, NOR, SUI, TCH, URS)
Sportlermin. 52
1954/551956/57

Nominierte Athleten

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NationAthleten
Deutschland BR  BR DeutschlandMax Bolkart, Sepp Weiler, Georg Thoma, Sepp Kleisl, Toni Brutscher, Edi Heilingbrunner, Hans Leppert, Sepp Hohenleitner, Ewald Roscher, Hermann Anwander, Toni Landenhammer, Franz Eder (12)
Deutschland BR  DDRHarry Glaß, Werner Lesser, Helmut Recknagel, Gerhard Glaß, Horst Lesser, Helmut Döbrich (6)
Osterreich  ÖsterreichJosef Bradl, Walter Habersatter, Rudi Schweinberger, Otto Leodolter, Alois Leodolter, Walter Steinegger, Ferdl Kerber, Albin Plank, Rudi Dietrich (9)
Finnland  FinnlandHemmo Silvennoinen, Eino Kirjonen, Kari Heinonen, Aulis Kallakorpi (4)
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  JugoslawienJanez Polda (1)
Kanada 1921  KanadaJacques Charland (1)
Norwegen  NorwegenAsbjørn Osnes, Arnfinn Karlstad, Sverre Stallvik, Olaf B. Bjørnstad (4)
Schweiz  SchweizFritz Schneider, Fritz Tschannen, Francis Perret, Rudi Bertschi, Willi Girard (5)
Sowjetunion 1955  SowjetunionNikolai Kamenski, Nikolai Schamow, Nikolai Trussow, Koba Zakadse, Juri Skworzow, Wiktor Afanasjew (6)
Tschechoslowakei  TschechoslowakeiMojmír Stuchlík, Jáchym Bulín, Zdeněk Remsa, Václav Vašut (4)

Diese Athleten sind in den allerdings unvollständigen Listen der FIS aufgeführt. Es könnten also durchaus noch mehr Athleten teilgenommen haben, vor allem für Jugoslawien ist das denkbar.

Oberstdorf

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Nach 1954 gewannen erneut die Finnen das Auftaktspringen in Oberstdorf. Dabei erreichten Eino Kirjonen und Aulis Kallakorpi exakt die gleiche Punktzahl. Dahinter überraschte Tourneuling Harry Glaß aus der DDR mit dem 3. Platz. Sein Mannschaftskollege Werner Lesser vervollständigte mit Platz 6 den guten Einstand der DDR-Springer. Aber auch die westdeutschen Athleten zeigten mit den Plätzen 4, 5 und 9 eine starke Mannschaftsleistung. Der spätere Gesamtsieger Kamenski setzte mit Platz 7 ein erstes Achtungszeichen. Sein Mannschaftskollege Koba Zakadse verpasste durch einen Sturz im zweiten Durchgang mit Platz 14 eine vordere Platzierung, nachdem er im ersten Durchgang noch Bestweite geflogen war.

Pos.SpringerLandPunkte
01Eino KirjonenFinnland  Finnland224,0
01Aulis KallakorpiFinnland  Finnland224,0
03Harry GlaßDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR219,0
04Max BolkartDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland216,0
05Toni BrutscherDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland209,5
05Werner LesserDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR209,5
07Nikolai KamenskiSowjetunion 1955  Sowjetunion209,0
08Sverre StallvikNorwegen  Norwegen208,5
09Sepp KleislDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland205,0
10Sepp BradlOsterreich  Österreich204,5

Garmisch-Partenkirchen

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Auch das Neujahrsspringen wurde wieder von den Finnen beherrscht. Diesmal hieß der Sieger Hemmo Silvennoinen. Hinter dem Zweitplatzierten Eino Kirjonen sprang Harry Glaß erneut auf den 3. Platz. Somit führte nach 2 Springen Eino Kirjonen vor Harry Glass, den aber nur ein halber Punkt vom Dritten Aulis Kallakorpi trennte. Allerdings reisten nach dem Springen die favorisierten Finnen und auch die norwegische Springermannschaft ab, um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. Somit war nach 3 Springen auf jeden Fall ein neuer Gesamtführender zu erwarten.

Zwischenstand nach 2 Springen
Pos.SpringerPunkte
01.Kirjonen443,5
02.Glass437,5
03.Kallakorpi437,0
Pos.SpringerLandPunkte
01Hemmo SilvennoinenFinnland  Finnland221,5
02Eino KirjonenFinnland  Finnland219,5
03Harry GlaßDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR218,5
04Nikolai KamenskiSowjetunion 1955  Sowjetunion217,0
05Asbjörn OsnesNorwegen  Norwegen216,5
06Max BolkartDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland216,0
07Nikolai SchamowSowjetunion 1955  Sowjetunion213,0
07Aulis KallakorpiFinnland  Finnland213,0
09Sepp WeilerDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland211,5
10Sepp BradlOsterreich  Österreich208,5

Innsbruck

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Im schneearmen Innsbruck (14 Lastautos brachten 600 Kubikmeter Schnee aus der Umgebung[4]) gab es am Dreikönigstag eine Tourpremiere: der erste sowjetische Tagessieg. Schon bei den beiden ersten Springen hatten die sowjetischen Springer ihr Potential angedeutet. Der Tagessieger Koba Zakadse stürzte jedoch bis dahin immer in einem von beiden Durchgängen. In Innsbruck stand er beide Sprünge. Nachdem er im Training mit 82,5 m einen inoffiziellen Schanzenrekord aufgestellt hatte, stellte er mit 79,5 m den damaligen Schanzenrekord auch im Wettbewerb ein. Begünstigt wurde dieser Sieg allerdings durch das Fehlen der starken Finnen. Harry Glaß verbesserte sich nochmals auf den zweiten Platz und entschied so das innerdeutsche Duell vor Max Bolkart, der Dritter wurde. Damit führte Glass mit 20,5 Punkten vor Nikolai Kamenski und dem neuen Drittplatzierten Österreicher Sepp Bradl. Insgesamt kamen allein 5 deutsche Springer unter die ersten Zehn. Nach dem Ausgang des Springens gaben die Skiverbände der DDR und der BRD den Skisprungkader für die Olympischen Spiele bekannt. Es wurden Harry Glaß, Max Bolkart, Sepp Kleisl und Sepp Weiler nominiert. Werner Lesser und Toni Brutscher wurden als Ersatz bestimmt. Nach dieser Nominierung reisten die 4 Olympiaspringer ab, da mit Innsbruck auch die innerdeutsche Olympiaqualifikation endete.[5] Zudem sollte die erste Olympiateilnahme von DDR-Skispringern trotz der Gesamtführung von Harry Glass nicht noch gefährdet werden.

Zwischenstand nach 3 Springen
Pos.SpringerPunkte
01.Glaß660,5
02.Kamenski639,0
03.Bradl614,5
Pos.SpringerLandPunkte
01Koba ZakadseSowjetunion 1955  Sowjetunion225
02Harry GlaßDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR223
03Max BolkartDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland217
04Nikolai SchamowSowjetunion 1955  Sowjetunion213,5
05Janez PoldaJugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien213,5
06Nikolai KamenskiSowjetunion 1955  Sowjetunion213
07Georg ThomaDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland211
08Sepp KleislDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland208
09Werner LesserDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR206
10Rudolf SchweinbergerOsterreich  Österreich206

Wegen Schneemangels musste das Springen von Bischofshofen nach Hallein verlegt werden, wo auf der erst 1952 erbauten Zinkenschanze gesprungen wurde. Bei ausgedünnter Konkurrenz, auch die deutschen Olympiakader mit dem bis dahin Gesamtführenden Harry Glaß waren nun nicht mehr dabei, gelang wiederum einem sowjetischen Springer der Tagessieg. Diesmal hieß der Sieger Juri Skworzow. Es sollte sein einziger nennenswerter Erfolg in seiner Springerkarriere bleiben. Sein Mannschaftskollege Zakadse sprang zwar mit 66 m im ersten Durchgang neuen Schanzenrekord, stürzte aber wie so oft bei dieser Tournee im zweiten Durchgang.[7] Erstmals trat die tschechoslowakische Mannschaft in Erscheinung, 3 ihrer Springer kamen unter die ersten Zehn.

Pos.SpringerLandPunkte
01Juri SkworzowSowjetunion 1955  Sowjetunion218,5
02Mojmír StuchlíkTschechoslowakei  Tschechoslowakei215,0
02Rudolf SchweinbergerOsterreich  Österreich215,0
04Nikolai KamenskiSowjetunion 1955  Sowjetunion214,5
05Sepp BradlOsterreich  Österreich213,0
06Nikolai SchamowSowjetunion 1955  Sowjetunion212,5
07Jáchym BulínTschechoslowakei  Tschechoslowakei210,5
08Werner LesserDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR209,0
09Franz EderDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland209,0
10Zdeněk RemsaTschechoslowakei  Tschechoslowakei208,5

Gesamtstand

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In der Gesamtwertung führte am Ende der sowjetische Springer Nikolai Kamenski das Feld an. Er gewann zwar kein Springen, platzierte sich jedoch immer unter den besten Zehn. Zu berücksichtigen ist jedoch, das die starken finnischen Springer nach 2 Tagessiegen abreisten. Außerdem fehlten ab Innsbruck auch die norwegischen Athleten und in Hallein war der deutsche Olympiakader auch nicht mehr am Start. Somit gelang der sowjetischen Mannschaft bei ihrem Tourneeeinstieg gleich der Gewinn der Tournee. Des Weiteren kamen noch zwei sowjetische Springer unter die besten Zehn. Neben Kamenski beeindruckte am meisten sein Kollege Zakadse mit wagemutigen Sprüngen, aber auch vielen Stürzen. Auch die erstmals angetretenen Springer aus der DDR sorgten vor allem in Person von Harry Glaß für eine positive Überraschung. Er wurde zweimal Tagesdritter und einmal Zweiter. Allerdings absolvierte er nur 3 Springen, nach denen er sogar die Tourneegesamtwertung anführte. Nur Werner Lesser nahm an allen vier Konkurrenzen teil und belegte am Ende einen respektablen 6. Platz. Altmeister Sepp Bradl belegte an seinem 38. Geburtstag nochmals einen mehr als respektablen Zweiten Platz in der Endabrechnung.

Pos.SpringerLandPunkte
01Nikolai KamenskiSowjetunion 1955  Sowjetunion850,0
02Sepp BradlOsterreich  Österreich827,0
03Nikolai SchamowSowjetunion 1955  Sowjetunion826,0
04Rudolf SchweinbergerOsterreich  Österreich818,5
05Koba ZakadseSowjetunion 1955  Sowjetunion799,0
06Werner LesserDeutschland Demokratische Republik 1949  DDR793,0
07Edi HeilingbrunnerDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland787,5
08Otto LeodolterOsterreich  Österreich785,5
09Hermann AnwanderDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland781,5
10Hans LeppertDeutschland Bundesrepublik  BR Deutschland781,0

[8]

Einzelnachweise

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  1. Finnischer Doppelsieg in Oberstdorf. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Jänner 1956, S. 32.
  2. Altmeister Bradl erster Olympiakandidat. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 3. Jänner 1956, S. 8.
  3. Neues Deutschland vom 7. Januar 1956, S. 8.
  4. Lastautos brachten Schnee. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 6. Jänner 1956, S. 12.
  5. Neues Deutschland vom 8. Januar 1956, S. 6.
  6. Resultatsliste der FIS
  7. Bradl Zweiter in der Springertournee. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 10. Jänner 1956, S. 8.
  8. Gesamtstand auf der Seite der FIS